10. August 2024 Olympischer Paris Marathon „Pour Tous“
Der lange Weg zu den Olympischen Spielen 2024
Anfang Oktober 2021.
Der Arc de Triomphe war posthum von Christo verhüllt worden, das wollten wir uns nicht entgehen lassen und so ging es über den Tag der deutschen Einheit nach Paris. Am Pariser Rathaus waren schon die Olympischen Ringe aufgebaut und später in der Metro entdeckte ich das erste Plakat, dass auf den Marathon pour tous – den Marathon für alle während der Olympischen Spiele hinwies. Wieder zu Hause ließ mich der Gedanke nicht mehr los dort mitzulaufen und bei meiner Internetsuche entdeckte ich den „Club Paris 2024“. Hier konnte man Punkte sammeln und kam in die Auslosung um einen der begehrten Startplätze, wenn man bis zum 31.12.2023 mehr als 100.000 Punkte durch sportliche Aktivitäten gesammelt hatte. Gleichzeitig gab es immer wieder Verlosungen um an gemeinsamen Wettläufen vor den Spielen teilzunehmen.
4 Wochen später hatte ich riesiges Glück: Es gab genau 1000 Tage vor dem Beginn von Paris 2024 einen 5k-Lauf auf den Champs Élisées gegen Eliud Kipchoge. Man bekam Vorsprung und sollte man es vor ihm ins Ziel schaffen, war der Platz für den Marathon pour tous sicher. Hat aber leider nicht geklappt… Ungefähr 100 Meter vor dem Ziel Richtung Triumphbogen schrien die Zuschauer „il arrive“ und schon hatte er mich überholt. Naja, war trotzdem mein schnellster 5k-Lauf und Alex versuchte mich beim nächsten Trainingslauf damit zu trösten, dass er sonst niemanden kenne, der von dem GOAT in einem Wettkampf überholt worden sei.
Deshalb hieß es für die kommenden 26 Monate Punkte zu sammeln um in die Verlosung zu kommen. Mittlerweile gab es eine entsprechende App um an allen weiteren Challenges teilzunehmen. Insgesamt sollten es 109 Challenges werden, von denen ich 107 geschafft hatte (bei den fehlenden zweien musste man innerhalb einer definierten Zeit möglichst viele Höhenmeter laufen – was bekanntermaßen im Rheinland wirklich eine Herausforderung darstellt).
18.November 2023. Bei einer Geburtstagsfeier von Freunden aus Amern erfuhren wir, dass der Campingplatz in Paris am Anfang der Woche die Buchung für die Olympischen Spiele freigeschaltet hatte: Also noch während der Party einen Stellplatz gebucht! Think positive – wird schon klappen!
31.Dezember 2023. Der letzte Tag um Punkte zu sammeln. Viele verrückte Challenges waren erledigt, noch heute hält mir meine Frau vor, dass ich sie während eines Urlaubs auf einem Parkplatz im Wohnmobil zurückgelassen habe, weil in der App die Challenge „Laufe jetzt sofort 5km!“ gestartet wurde. Insgesamt habe ich nicht nur die erforderlichen 100.000 Punkte zusammenbekommen, sondern 605.574 Punkte. Damit war ich auf Platz 368 von 723.384 Teilnehmern. Jetzt musste das Los entscheiden!
Der Januar verging: keine Mail aus Paris. Ebenso der Februar und der März.
Aber im April kam dann endlich die langersehnte Mail aus Paris. Leider nicht für den Marathon, der auf der Olympischen Strecke verlief, sondern „nur“ für den 10er.
Dabeisein ist alles! So überwog die Freude über eine Teilnahme schnell die Enttäuschung nicht die 42,195 laufen zu dürfen. Insgesamt wurden jeweils 20024 Startplätze für die Marathon- und die 10km-Distanz vergeben bei über 470.000 Bewerbungen.
Die Nacht vom 10. auf den 11.August 2024. Es war so weit. Mein Start war um 0:30 Uhr terminiert. Mitten in einer Gruppe von Air France Mitarbeiterinnen spürte man geradezu wie die Spannung von einem zum anderen übersprang, als die Lichtshow zu dem Olympischen Motto, das während der Medaillenzeremonien gespielt wurde, uns auf den bevorstehenden Lauf einstimmte. Los ging es am Hotel de Ville, dem Rathaus von Paris, in einem großen Bogen an der Oper vorbei weiter Richtung Louvre. Links die Pyramide, rechts das Olympische Feuer, wendete sich der Kurs nach 4,5 km Richtung Eiffelturm. Über den Pont de l´Alma auf die andere Seineseite und schon war das 7km-Schild passiert. Mit dem Invalidendom im Rücken ging es auf die Zielgerade. Hier hatte Tola keine 20 Stunden vorher Olympisches Gold für Äthiopien geholt und jetzt lief ich auf der gleichen Strecke. Gänsehaut pur! Und trotz der Startzeit mehr Menschen an der kompletten Strecke als auf der Maasstraat beim Venloop…
Der echte Wahnsinn: Im Ziel gab es noch eine echt fette Medaille mit dem Logo der Olympischen Spiele und zu Hause angekommen eine Mail mit der Teilnahmeurkunde, unterzeichnet von Tony Estanguet, und einem (gratis)-Link zu über 30 Fotos, die Fotografen von mir auf der Strecke geschossen haben.
Schließen möchte ich diesen Bericht mit dem Zitat der französischen Läuferin, die ich während des Wartens bei der Startnummernabholung kennengelernt habe: „Wir sind ja eigentlich keine Olympioniken, aber wir fühlen uns trotzdem so.“ Das Gefühl hält bis heute an und ich glaube, dass es wahrscheinlich nie ganz verschwinden wird.



